Helmut Korherr Helmut Korherr Bildnis

Freier Schriftsteller

Salon Zuckerkandl
(geschlossen 1938)

szenische Lesung von Helmut Korherr

Mitwirkende: Ulli Fessl, Kurt Hexmann, Roman Kollmer, Reinhard Steiner

Roman Kollmer, Reinhard Steiner, Kurt Hexmann, Ulli Fessl
Roman Kollmer, Reinhard Steiner, Kurt Hexmann, Ulli Fessl

Termine

18. Nov. 2018 um 18 Uhr, KIP- Theater im Prückel, Biberg. 2, 1010 Wien

Zum Inhalt

Berta Zuckerkandl wurde 1864 in Wien geboren, 1945 starb sie in Paris. Sie war Schriftstellerin und Journalistin; Tochter des Zeitungsmannes Moritz Szeps, Ehefrau des Anatoms und Univ. Prof. Emil Zuckerkandl, Schwägerin des französischen Politikers Paul Clemenceau. Ihr Haus war Treffpunkt berühmter
Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur (Gustav Klimt, Gustav Mahler, Max Reinhardt, Arthur Schnitzler und andere). Die Zuckerkandl setzte sich für neue Kunstrichtungen („Secession“) ein und war „Herold“ der „Salzburger Festspiele“. Berta Zuckerkandl war aber beileibe nicht die unbedarfte, blauäugige Wiener
Salonière, als die sie so manche sehen wollen. Sie hat sich z.B. für den jungen lettischen Juden Philipp Halsmann eingesetzt, der in Tirol 1928
zu Unrecht des Vatermordes angeklagt worden war. Er konnte nicht zuletzt durch die Initiative der Zuckerkandl die Freiheit erlangen. In einer Gesprächsrunde mit Jakob Wassermann, Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal verurteilt sie zutiefst das unsinnige Blutvergießen anlässlich des begonnenen Ersten Weltkriegs. Sie besucht den bereits schwer erkrankten Sigmund Freud und teilt seiner Freude über die Erlangung des "Goethe-Preises". Die Verleihung dieses Preises an Freud im Jahre 1930 war ein Schlag ins Gesicht der extremen Deutschnationalen.Immer wieder warnt Berta Zuckerkandl vor den Nazis. Sie regt sich bei einem Besuch der Pariser Weltausstellung 1937 furchtbar über den Pavillon Deutschlands auf. Dieses sogenannte „Deutsche Haus“ erscheint ihr von einer bedrohlichen Monumentalität - besonders durch den gewaltigen bronzenen Reichsadler mit dem Hakenkreuz, der da hoch oben auf dem steinernen Turm thront und alles
andere überragt. Gleichzeitig kritisiert sie den Österreich-Pavillon, der mit seinem Alpenpanorama an der Außenfront einzig für den Fremdenverkehr werben soll. Als dann Österreich im März 1938 ins Deutsche Reich "heimkehrt" schließt Berta Zuckerkandl schweren Herzens ihren Salon und ergreift die Flucht.